Bokor közösség

WISSENSWERTES ÜBER "BOKOR"

Die Basisgemeinschaft Bokor {Zum Namen "Bokor" (Busch) gelangte die Gemeinschaft in den siebziger Jahren: Den Ursprung liefert eine Studie des Győrgy Bulányi aus dem Jahr 1973. In dieser Studie vergleicht er die aus dem Wirken des Hl. Geistes entstehenden Bewegungen mit Büschen. Dieses Bild nutzte dann ein Journalist, um dieses Netz (diese Vernetzung) zu benennen. Mit der Zeit übernahm die Gemeinschaft selbst diese Bezeichnung, sah sie doch darin einen Hinweis auf den nicht verbrennenden Dornbusch, bzw. auf den Weinstock, der seine Zweige nährt.} blickt auf eine Vergangenheit {Gegen Ende des 2.Weltkrieges traf der Piaristenpater Győrgy Bulányi auf einen Jesuitenpater aus Kroatien. Beeinflusst durch diesen gründete er in Debrecen die erste Basis-Gemeinschaft. Vorrangiges Ziel dabei war die Hinüberrettung des christlichen Glaubens, Denkens und der Praxis durch die Zeit der kommunistischen Diktatur und Kirchenverfolgung. Einen Bruch erlebte das Leben der Gemeinschaft durch die Verhaftungswelle im Jahr 1952, als viele Ordensleute, Priester und Laien, die Gruppenarbeit leisteten, ins Gefängnis kamen. Das Erscheinungsbild von "Bokor", so wie wir es heute erleben, entstand Mitte der sechziger Jahre, nachdem der Gründer wieder aus dem Gefängnis freikam. Es ist ein selbstständigeres und stets in Wandlung seiendes Bild. In dieser Zeit entstand das bibeltheologische fünfbändige Werk "Suchet das Reich Gottes" (SdRG). Es ist ein Synthese der Jesus in den Mund gelegten Worte, wie wir sie in den Evangelien finden. Dieses Werk wurde zur bestimmenden Grundlage des gemeinschaftlichen Idealismus. Die Grundlage - und sozusagen die einzige Bedingung - für das gemeinschaftliche Zusammenhalten, ist die Identifikation mit dem im "Suchet das Reich Gottes" aufgezeigten Erbe Jesu, mit dem Bild des nur einen Spitzenwert kennenden Liebe-Gott und der daraus folgenden Ethik. } von über einem halben Jahrhundert. Grundlage für den Zusammenhalt der Gemeinschaft ist bis zum heutigen Tage - und sie ist die einzige Bedingung - die Identifikation mit dem Erbe Jesu, mit dem nur einen Spitzenwert kennenden Bild des Liebe-Gottes und der daraus folgenden Ethik. Im Folgenden wird versucht, dies komprimiert darzustellen.

Gott = Liebe. Hl. Dreifaltigkeit = Gemeinschaft der Liebe.
Auch uns kann dieser Liebe-Gott nur lieben und hat uns zur Liebe erschaffen. In jeden Einzelnen hat er diese wesentliche Information hinein gelegt: "Was du nicht willst, dass man dir (und deinen Lieben) tu, das füge auch keinem Anderen zu!" Wer sich an diese goldene Regel hält, lässt schon hier auf Erden das Reich Gottes Wirklichkeit werden, ein Reich, in dem niemand niemand ein Leid zufügt.

Von diesem Gott und der daraus entspringenden Praxis spricht die jesuanische Botschaft. Die jesuanische Botschaft stellt seinen Hörern praktische Aufgaben vor Augen - die nicht durch rituelle Handlungen ersetzt werden können. Davon spricht die Bergpredigt, davon das Bild des Gerichtes. Innerhalb der "Bokor"- Gemeinschaft hat sich das Wesen dieser Botschaft, die Verwirklichung der Liebe, als "Dreifach-Ideal" heraus kristallisiert:

1. Wer liebt, der gibt. Wer liebt, kann nicht tatenlos zusehen, wie der Andere arm und in Nöten ist. Er gibt so lange, solange es jemand gibt, der ärmer ist als er. Und er gibt nicht nur aus dem Überfluss, sondern - wie die arme Frau beim Tempel - auch aus dem Nötigen; - und ist dabei bereit, ärmer zu werden, ja, in Armut zu leben.

2. Wer liebt, der dient. Er kann nicht herrschen, weil er weiß, dass das Unterdrücktsein unangenehm bis unerträglich ist. Unterdrückt zu sein wünscht er weder sich, noch seinen Lieben, also unterdrückt er auch niemand. Doch gleichzeitig weiß er, dass noch nicht alle Menschen so denken – und daher sein Los das Kleinsein, das Unterdrücktsein sein wird/kann).

3. Wer liebt, wendet keine Gewalt an. (d.h. ist sanftmütig und nicht gewalttätig) Er wird niemand etwas zuleide tun, niemand zwingen - weder mit Worten, noch mit Taten: durch Drohung, Erpressung, Waffen; denn das sind alles Lieblosigkeiten, die er für sich selbst auch nicht wünscht. Und hier noch ein Schritt weiter: Auch als Verteidigung wird er keine Gewalt anwenden! Und dadurch, dass er ein Gegner des Kampfes zwischen Klassen und Nationen ist, wird er bei denen, die für Gewalt und Macht sind, zur unerwünschten Person, die verfolgt wird und/oder zum Schweigen zu bringen ist.

Die Mitglieder von "Bokor" versuchen diese ethischen Grundsätze im Rahmen eines gemeinschaftlichen Netzes stets besser zu verstehen und umzusetzen. Vorbild dieser Grundsätze ist die Gemeinschaft der Heiligen Dreifaltigkeit. Mut dazu macht die Verheißung Jesu, dafür "hundertfach Geschwister" zu bekommen. In dieser Gemeinschaft herrscht ein reges geistiges Leben, das sich in vielen Studienschriften niederschlägt. Jeder kann zu jeder Frage seine Meinung sagen, und man hört ihm zu. Vielmehr, seine Meinung ist erwünscht!

Welches sind die besonderen Merkmale der Praxis in der "Bokor"-Basisgemeinschaft? Ein herausragendes Merkmal im Leben der Mitglieder ist das Geben {Charakteristisch für die Familien dieser Gemeinschaft ist die hohe Kinderzahl: einen größeren Schatz als das Leben kann nicht gegeben werden! Es gibt viele Familien mit 4 - 6 Kindern, doch gibt es auch solche mit 10 Kindern, ja sogar mit 16 Geschwistern. Obwohl es in diesen Familien meistens nur einen Verdiener gab, wurde schon vor Jahrzehnten die Feststellung gemacht, dass in Ungarn selbst solche Familien besser lebten und leben, als sehr viele in der dritten Welt, wo die Bedrohung durch den Hungertod und Seuchen ständig besteht. Aus diesem Gefühl heraus ist ein Geben entstanden: von den durch informelle Kanäle geleisteten Unterstützungen bis hin zur heute auch juristisch anerkannten Stiftung "Dritte Welt". Vom Konto dieser Stiftung gehen jährlich mehrere Millionen von ungarischen Forint nach Indien, um die Schulen fördernden Maßnahmen eines Jesuitenpaters zu unterstützen. Die Mitglieder von "Bokor" geben somit nicht nur Almosen (den "Fisch"), sondern leiten dadurch auch das "Fischen" ein - wenn auch aus der Ferne. Doch werden auch die wachsenden materiellen Nöte in der eigenen Umgebung nicht übersehen. Durch (eine) weitere Stiftung(en) wird versucht, im eigenen Land und in der eigenen Gemeinschaft für Abhilfe zu sorgen.} : Es ist eine Frage der Gewissenserforschung: Habe ich Zeit, Geld, Liebe angeboten? War das ausreichend? Gab ich heute mehr als gestern?

Dienst innerhalb der Gemeinschaft gehört zu den Selbstverständlichkeiten. Wer etwas in die Gemeinschaft einbringt, bringt es als "soziale Leistung": ob dies nun ein bestimmter Lehrkurs ist, oder für jemand sorgt, Texte schreibt oder bei einer Edition mitwirkt, u.ä. So mancher aus der Gemeinschaft bringt sich im Gemeindeleben der Pfarrei ein - sofern dies dort angenommen wird: Religionsstunde, Ehevorbereitungskurse, Unterstützung von Familien, caritative Aktivitäten, u.ä.

Die Mitglieder der Gemeinschaft sind sich bewusst, dass sie keine "Herrscher" sein können. In den Jahrzehnten des Sozialismus waren es nicht wenige Mitglieder, die Arbeiten und Dienste annahmen, die weit unter ihrem Ausbildungsniveau waren, weil sie nicht bereit waren, mit den "Herrschern" zusammenzuarbeiten. Im letzten Jahrzehnt waren einige optimistisch und bereit, Verantwortung in Wirtschaft und Verwaltung zu übernehmen. Doch schon nach wenigen Jahren stellte sich heraus, dass der jesuanische Dienst auch für den Kapitalismus fremd und irritierend ist. Auch die neue Herrscherklasse nutzt die dienenden Leiter aus und verabschiedet sich bald von ihnen.

Die Gewaltlosigkeit, das Nichtanwenden von Gewalt ist jenes Merkmal der "Bokor"-Gemeinschaft, das den breitesten Bekanntheitsgrad hat. Dazu beigetragen haben die Prozesse und Inhaftierungen der Kriegsdienstverweigerer. Dadurch kam es dann auch zur Verurteilung und Ablehnung dieser Gemeinschaft durch die staatlichen und kirchlichen Instanzen. Und nachdem es dem Staat infolge der Vereinbarung von Helsinki nicht mehr möglich war, gegen diese Gemeinschaft unmittelbar vorzugehen, übertrug er der kirchlichen Hierarchie, in der Lehre und Gedankenwelt von "Bokor" Verdammenswürdiges zu finden, um diese Basisgemeinschaft abstrafen zu können.

Gleichzeitig versuchen die Mitglieder der Gemeinschaft ihren Sanftmut in immer breiteren Kreisen zu verwirklichen: in der Familie, am Arbeitsplatz, in der Kirche; in der Gemeinschaft. Diskussionen wurden nicht aus der Position der Stärke heraus geführt, sondern um durch Besprechung (Dialog) und Überzeugung zu einem Ergebnis zu gelangen.

Anfangs verlief das Leben der Gemeinschaft in der Illegalität: {Die massiven Verfolgungen und Inhaftierungen der aktiven Priester und Laien in den fünfziger Jahren brachte diese Basisbewegung fast zum Stillstand. Nachdem Mitte der sechziger Jahre viele der Inhaftierten wieder freikamen, formierten sich wieder Kreise von Menschen, die nach dem Wesen der jesuanischen Botschaft suchten und diese in ihrem Leben umzusetzen versuchten. Es waren Gesprächskreise. In den siebziger Jahren begannen dann zahlreiche Priester der Basisbewegung Jugendgruppen zu bilden. In den achtziger Jahren ging die ungarische Bischofskonferenz öffentlich auf Distanz und verurteilte diese Basisgemeinschaft. Die "Bokor"-Gemeinschaft wurde dadurch aus dem Leben der katholischen Kirche ausgeschlossen. (Hier sei nur kurz erwähnt, dass Pater Bulányi über 15 Jahre lang, bis Oktober 1997 als Priester suspendiert war. Es war ihm verboten in Ungarn öffentlich Gottesdienst zu feiern.) Doch gleichzeitig gab es viele Nichtkatholiken, ja sogar Nicht-Glaubende, die sich mit den moralischen Prinzipien und der Praxis der "Bokor"-Gemeinschaft identifizieren konnten.} Man traf sich als Gruppe in den Häusern. Im internen Leben von "Bokor" gibt es zwei weitere wesentliche Prinzipien in Verbindung mit der daraus folgenden Praxis:

Das eine Prinzip lautet: "Die erkannte Wahrheit verpflichtet." Die als jesuanische Lehre gewonnene Erkenntnis ist in höchstmöglicher Form umzusetzen, und zwar in einem kontinuierlichen Prozess, bei dem sich Denken und Leben stets erneuert - doch nie durch Ersatzaktivitäten! Doch zu solchen Erkenntnissen muss jeder selbst gelangen, denn niemand hat den Auftrag, "das Gewissen eines Anderen bei sich aufzubewahren". Ebenso darf ich nicht erwarten, dass ein Anderer für mich entscheidet - das muss ich selber tun! Die Frohbotschaft ist weiter zu geben! Aus dem Schüler muss mit der Zeit ein Lehrer werden, - so wie dies auch Jesus von seinen Aposteln erwartet hat.

Beim anderen Prinzip heißt es: Der/Die Geeignetste wird delegiert. {Die Gemeinschaft kennt innerhalb ihrer Organisation keine "Ernennung". Neben der persönlich-freundschaftlichen Beziehung gibt es nur noch die geheime Wahl. Für jede Aufgabe wird der "Bruder" oder die "Schwester" gesucht, der/die am geeignetsten erscheint, den Geschwistern zu helfen und zu dienen. Hat man ihn/sie gefunden, wird er/sie gebeten, diese Aufgabe zu übernehmen. Wird z. B. jemand für die Leitung der Kleingruppen gesucht, so spielt es keine Rolle, ob jemand Mann oder Frau, verheiratet oder ledig ist. Wichtig ist nur, wie sehr er/sie lieben und dienen kann. Und dasselbe gilt auch auf den höheren Ebenen: Der/Die für ein Jahr gewählte Leiter/in der Gesamtgemeinschaft kann der Vater einer Großfamilie sein, es kann aber auch eine Großmutter sein. Und "Bokor" träumt von einer Kirche, in der dieses Prinzip verwirklicht werden kann. "Bokor" sieht die Kirche als ein Netz von Kleingemeinschaften, deren Grundlage die geschwisterliche, Gewalt und Macht nicht kennende, aufeinander bauende Beziehung ist. Die Vertreter der einzelnen Kleingemeinschaften bilden die Kleingemeinschaft auf der nächst höheren Ebene - bis hin die ganze Welt umfassende "Spitzengemeinschaft". (vgl. "Kirchenordnung" von György Bulányi)} Die interne Organisation des gemeinschaftlichen Lebens kennt keine "Ernennung". Neben der persönlich-freundschaftlichen Beziehung gibt es nur noch die geheime Wahl. Für jede Aufgabe wird der "Bruder" oder die "Schwester" gesucht, der/die am geeignetsten erscheint, den Geschwistern zu helfen und zu dienen. Hat man ihn/sie gefunden, wird er/sie gebeten, diese Aufgabe zu übernehmen.

Das stete Nachdenken und Austauschen von Ideen bringt immer neue, mit den Geschwistern zu besprechende Fragen hervor. So drängt sich in letzter Zeit immer eindringlicher die Frage in den Vordergrund, ob auch weiterhin das "Zusammenkommen" als Zeichen der Gemeinschaft ausreicht, oder vielleicht doch eine Kommune mit Gemeinschaftsvermögen entstehen soll (sichtbare Form des Gottesreiches auf Erden), die für die Außenstehenden, und besonders für die Randgruppen der Gesellschaft, eine Atmosphäre der Liebe und Geborgenheit und Beschäftigungsmöglichkeiten bieten könnte.

Die Basisgemeinschaft "Bokor" ist demnach kein abgeschlossenes Lehr- oder Vorschriftensystem, sondern sie strebt in einem andauernden Prozess - wie in der Vergangenheit, so auch in der Zukunft - danach, die jesuanische Botschaft immer vollkommener zu verstehen, in das Leben umzusetzen und es anderen bekannt zu machen.

(Beáta Schanda)
(erschienen in "Vigília" Juli 1998)

Übersetzung: Johann Mark

 

Die nachstehende Schreiben von Georg Bulányi wurden von Johann Mark übersetzt. >>.

 

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